Anonym im Internet suchen – so geht's heimlich (2024)

3,5 Milliarden Suchanfragen bedient Google jeden Tag. Auch in Deutschland ist die Suchmaschine konkurrenzlos beliebt, rund 90 Prozent aller Internetrecherchen vertrauen Bundesbürger dem kalifornischen Konzern an. Kein Wunder: Google ist schnell, hochgradig aktuell und liefert punktgenaue Treffer, die individuell zum Nutzer passen. Da sind wir aber auch schon beim Knackpunkt, nämlich dem Datenschutz. Denn solche personalisierten Ergebnisse kommen nur zustande, wenn eine Suchmaschine den Nutzer und seine Interessen genau kennt.

Dabei ist Google keineswegs das einzige Problemkind: Auch viele andere Suchmaschinen schnüffeln uns mit Cookies, fragwürdigen Nutzungsbedingungen und neugierigen Trackern hinterher. Das Web lässt sich aber auch anonym durchrosten, ohne sich der Datensammelwut von Google, Bing oder Yahoo zu ergeben. Hier erklären wir, wie das geht.

So personalisieren Google, Bing und Co. Ihre Suchergebnisse

Das ist Ihnen bestimmt auch schon aufgefallen: Gesuchtes präsentiert Google mit nahezu unheimlicher Genauigkeit. Schon auf der ersten Seite, also innerhalb der ersten zehn Treffer, wird man da oft fündig und erspäht gesuchte Webseiten oder Informationen.

Das klappt so gut, weil Google bei jeder Suche alles einfließen lässt, was es vom Suchenden bisher gelernt hat. Dazu gehört der vorherige Suchverlauf, der eigene Standort, angeklickte Suchergebnisse oder Werbeanzeigen, die SafeSearch-Einstellungen und vieles mehr. Den Vorteil dieser Methode hat man ja bei jeder Suche vor Augen: Hervorragende Suchergebnisse. Der Nachteil ist aber auch offensichtlich, denn die Suchmaschine macht User transparent und nutzt uns als Datenquelle fürs eigene Geschäftsmodell, Big Data lässt grüßen.

Bei Bing läuft es ähnlich, besseren Datenschutz darf man sich auch von Microsofts Suchmaschine nicht erwarten. Dabei kann man im Netz auch schnell ans Ziel finden, ohne Persönliches vorher allgegenwärtigen Tech-Giganten preiszugeben. Möchten Sie Herr Ihrer Daten bleiben, dann stehen Ihnen im Grunde drei Möglichkeiten mit unterschiedlich hohen Levels an Datenschutz zur Verfügung:

  1. Sie machen es Google (oder anderen Suchmaschinen) schwerer, Ihre persönlichen Daten abzugreifen. Das ist ziemlich einfach, verspricht aber keine hundertprozentige Anonymität.
  2. Sie weichen auf diskrete Suchmaschinen aus, die auf das Sammeln und Speichern von Nutzerdaten verzichten. Die Perfektion von Google-Treffern muss man dort aber oft vermissen.
  3. Sie nutzen Google per VPN-Dienst. Damit verbinden Sie quasi das Beste aus zwei Welten: Sie können sich auf die schnelle und zuverlässige Google-Suche verlassen, müssen sich aber keine Sorgen um private Daten machen. Bei dieser Variante gibt es aber einiges zu beachten.

Schauen wir uns diese Möglichkeiten einmal der Reihe nach an.

Anonymität „light“ – so suchen Sie bei Google oder Bing mit besserem Datenschutz

Ohne ein VPN können Sie Google und andere große Suchmaschinen nicht hundertprozentig davon abhalten, Ihr Suchverhalten zu analysieren und persönliche Daten abzugreifen. Mit diesen Methoden erreichen Sie dabei aber größtmögliche Privatsphäre.

  • Von Konten abmelden: Wenn Sie bei Google, Bing und Co. eine Suche starten, sollten Sie sich vorher von Ihren Konten dort abmelden. Das erschwert die Profilierung deutlich.
  • Privaten Modus nutzen: Alle modernen Browser bieten private Fenster oder einen Inkognito-Modus mit höherem Datenschutz, bei dem Cookies neu angelegt und automatisch wieder gelöscht werden.
  • Tracking browserseitig deaktivieren: Browser wie Firefox oder Chrome bieten eine „Do-Not-Track“-Funktion. Dabei handelt es sich aber lediglich um eine Aufforderung an besuchte Webseiten, das Tracking zu unterlassen. Ob diese sich daran halten, ist nicht garantiert (man darf es oft bezweifeln).
  • Datenschutz per Add-ons verbessern: Besonders für Firefox gibt es viele richtig starke Add-ons für optimalen Datenschutz. Dazu gehören etwa Disconnect, der Privacy Badger oder Ghostery.
  • Nutzen Sie einen Privacy-Browser wie Tor oder Brave.

Anonyme Suchmaschinen: Mit diesen Web-Detektiven hinterlassen Sie im Internet keine Spuren

Auch wenn Google allmächtig und allgegenwärtig erscheint, es mangelt nicht an Nischen für alternative Suchmaschinen. Weil deren Geschäftsmodell nicht darauf basiert, Nutzer zu analysieren, um ihnen möglichst relevante Werbung zu präsentieren, muss man sich um den Datenschutz dort auch weniger Sorgen machen. Eine Auswahl der besten Suchmaschinen, die ausdrücklich auf Datensammeln und Nutzerprofilierung verzichten, finden Sie hier.

DuckDuckGo

Lustiger Name, starker Datenschutz: Diese beliebte Suchmaschine DuckDuckGo blockiert Tracker, legt von Nutzern keine Log-Dateien an und verspricht standardmäßig eine private Suche. Ergebnisse werden hier aus mehreren hundert Quellen zusammengetragen, darunter etwa Yandex, Yahoo, Wikipedia oder Bing. Der Vorteil: Weil DuckDuckGo bei diesen Suchmaschinen anfragt, können solche Suchen nicht mit einzelnen Nutzern in Verbindung gebracht werden. Rund 10 Millionen Suchanfragen bedient DuckDuckGo täglich, wir dürfen damit auch regionale Suchen durchführen.

Hinweis: Um den Browser von DuckDuckGo für Android und iOS gab es zuletzt einigen Wirbel. Der Sicherheitsexperte Zach Edwards hatte herausgefunden, dass dieser Browser – höchst gegensätzlich zum von DuckDuckGo betonten Datenschutz – sehr wohl Nutzerdaten an Microsoft weitergibt. Das gilt aber nur für den Browser und soll nach heftiger Kritik nun auch geändert werden.

www.duckduckgo.com

Qwant Lite

Qwant ist eine Suchmaschine französischer Entwicklung, auch hier schreibt man sich den Datenschutz mit Großbuchstaben auf die Fahne. Die Suchmaschine meldet rund 50 Millionen Anfragen pro Monat, bezieht die meisten Nutzer aber aus Frankreich. Die FAZ hat die Suchergebnisse von Qwant in einem Test mit denen von Google, Bing und DuckDuckGo verglichen und dabei keine wesentlichen Unterschiede feststellen können. Neben der normalen Suchmaschine bietet Qwant auch eine schnellere und etwas reduzierte Suche für ältere Rechner und Browser (Qwant lite) sowie ein Suchportal für Kinder und Jugendliche (Qwant Junior).

www.qwant.com

www.lite.qwant.com

www.qwantjunior.com

Startpage

Die nach eigenen Angaben „sicherste Suchmaschine der Welt“ stammt aus den Niederlanden. Startpage bedient sich bei Suchen einfach und schamlos an der beliebtesten Suchmaschine der Welt: Richtig, bei Google. Der Umweg über Startpage garantiert, dass Google keine Rückschlüsse auf individuelle Nutzer ziehen kann und von diesen dann auch keine Daten erhält. Die eigene IP-Adresse oder Standortdaten bleiben vor Google also verborgen, auf die zuverlässige Suche aus dem Silicon Valley darf man sich trotzdem verlassen.

www.startpage.com

SearX

Auch bei SearX handelt es sich um eine Open-Source-Suchmaschine, die Metasuchen ermöglicht. Es werden bei Anfragen also mehrere andere Suchmaschinen bemüht, deren Ergebnisse dann anonym und ohne Tracking abrufbar sind. Logs oder Profile legen die Anbieter nicht an. Die Suchergebnisse sind trotzdem zuverlässig, weil sie von Quellen wie Google und Yahoo stammen. Der Programmcode von Searx ist auf Github einsehbar.

https://searx.org/

MetaGer

Trackt nicht, speichert nichts und bietet für Treffer eine „Anonym öffnen“-Funktion. MetaGer wird von einem gemeinnützigen Verein getragen, dem SUMA-EV, der sich für freien Wissenszugang einsetzt. Die Open-Source-Suchmaschine setzt auf offenen Quellcode und führt die Suchergebnisse mehrerer anderer Suchmaschinen in der eigenen Oberfläche zusammen. Praktisch: Einzelne solcher Suchmaschinen dürfen wir bei unseren Suchen per Mausklick auch ausschließen.

www.metager.de

Gibiru

Ungefiltert, unzensiert und anonym: Bei Gibiru werden unseren Suchanfragen mit einer 256-Bit-HTTPS-Verschlüsselung übertragen, auf Tracking-Cookies wird verzichtet. Schicken wir Gibirui mit einer Suchanfrage in die Weiten des WWW, dann befördert die Engine sehr ähnliche Ergebnisse zutage wie Google, nur eben ohne personalisierte Ergebnisfilter. Mit einer optionalen Funktion dürfen wir Google-Filter, die Ergebnisse oft ungesehen im Hintergrund anpassen, auch abschalten.

www.gibiru.com

Google mit VPN nutzen, darauf müssen Sie achten

Wenn Sie Google per VPN nutzen, dann machen Sie es der Suchmaschine praktisch unmöglich, Sie anhand Ihrer IP-Adresse zu identifizieren. Laut eigenen Angaben nutzt Google IPs zwar nur für eine grobe Lokalisierung seiner Nutzer – wie präzise die Positionierung abläuft, ist aber auch gar nicht so wichtig, wenn man jede Identifikation grundsätzlich ablehnt.

Die besten VPN-Dienste stellen wir Ihnen in diesem Beitrag vor.

Haben Sie sich mit einem VPN-Dienst verbunden, sollten Sie noch darauf achten, nicht mehr bei Google angemeldet zu sein, wenn Sie die Suchmaschine bemühen. Sonst können Sie trotz gewechselter IP-Adresse sofort über Ihr Nutzerkonto identifiziert werden. Auch Cookies können Sie verraten, die sollten Sie vorher also löschen. Oder Sie wechseln in ein privates Fenster, dort werden Cookies – wenn überhaupt – nur für die aktuelle Sitzung angelegt und danach wieder gelöscht. Auch der Tor-Browser bietet sich für solche anonymen Google-Suchen an.

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Author: Lidia Grady

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